Bei
einem Mittagessen habe ich unserer Freundin E.M. den Ausschreibungstext
für meinen ersten Kurs nach der langen Pause übergeben.
Das Ich, als Ausdruck eines einzigartigen
Selbst,
geboren aus dem ewigen Urgrund allen Seins.
geboren aus dem ewigen Urgrund allen Seins.
Die
Erfahrungsrunde dieser zwei Tage gilt der Erkundung der eigenen Person als
Ausdruck ihres Wesenskerns: des unverwechselbaren Selbst mit seinen
einzigartigen Gaben und Potenzialen. So verstanden, erhält der Ruf nach
Selbst-Verwirklichung eine tiefere Bedeutung: als Aufforderung, die je eigene
Rolle zu erkennen und auszufüllen. Dies nicht allein im unmittelbaren
Lebenskreis, sondern als Weltbürger im umfassenderen Kontext der globalen
Bewusstseinsentfaltung. Denn im Urgrund, dem alle Manifestation entspringt,
sind wir verbunden, in einer wunderbaren Vielfalt einzigartiger Aspekte des
sich ständig neu entfaltenden Universums.
Stets
erneuerte Hingabe der Person – samt ihrer mitschöpferischen Wirkkraft – an die
in uns angelegte Vollkommenheit ist der Schlüssel zur zunehmenden
Verwirklichung in diesem Leben.
Aus
diesem Wissen heraus wollen wir in der Seminarrunde erkunden, wie wir die
eigenen Bedingtheiten und die täglichen Herausforderungen des Alltags als Teil
unseres Werdens annehmen, um unsere Grenzen zu wandeln und zu übersteigen.
Dabei werden wir erfahren, was es bedeutet, unsere wesentliche Fragen und
Anliegen der Weisheit und Wirkkraft des einzigartigen Selbst anzuvertrauen. Um
dabei tiefer zu verstehen, wie wir mit jedem unserer inneren Schritte
gleichzeitig auch Mitschöpfer des sich selbst informierenden universellen
Bewusstseins sind - ein mögliches Gottesbild für unsere Zeit?
Wir
finden uns in diesem umfassenden Geist und unseren individuellen Anliegen in
der Runde. Den Ablauf und detaillierten Inhalt des Seminars überlasse ich in
diesem Sinne der Weisheit des Augenblicks.
Daraufhin
schreibt mir E.M.:
Ich habe Deinen Flyer, lieber Hans, gelesen
und da sind mir noch Fragen aufgetaucht. Aber das zeigt ja auch dass schon der
geschriebene Text zum Weiterdenken anregt..
·
„der ewige Urgrund allen Seins“ entspricht das
in Etwa dem archetypischen Urgrund im Sinne dass auch unser Selbst aus diesen
Quellen stammt?
·
um dem Ruf nach Selbst-Verwirklichung sowohl
des unmittelbaren wie auch als Weltbürger braucht es doch eine rechte Portion
Selbstsicherheit. Und wer diese nicht hat und er auch nicht den Intellekt oder
Willen einsetzen darf , kann er sie aus dem inneren Energiestrom finden?
Braucht es nicht schon Einiges an Wissen über seine innere Befindlichkeit um
ohne Angst sich auf diese Reise nach Innen einlassen zu können.
·
das sind vielleicht schon wieder zu
intellektuelle Überlegungen oder durch meine Arbeit mit seelisch kranken
Menschen gefärbte Gedanken, doch sie stiegen in mir auf als ich mir vorstellte,
dass ich mich so loslassen sollte
Liebe
E.M........
Der
ewige Urgrund allen Seins ist für mich der Raum jenseits von Dualität, ein
zeitfreier Raum ohne Grenzen, in den hinein sich der Beobachter auflösen kann.
Ein Zustand, in dem ich nichts nicht bin. Aus diesem Zustand können wir nichts
tun, nichts bewirken, nichts denken, nur sein. Gleichzeitig ist da eine
unverlierbare Aufgehobenheit, eine grosse Zärtlichkeit für die Manifestation,
die ich auch bin. - Die Führung in diesen Raum kann ich vermitteln - ebenso wie
den Weg zurück, vorerst in die Identifikation mit meinem Selbst - meinen einzigartigen
Gaben und Potenziale, die meine Rolle in dieser Welt beinhaltet - und von da
zurück in die Person, die sich neu erfährt: Als Ausdruck ihres einzigartigen
Selbst, das wiederum ein Aspekt der dem Sein entspringenden Manifestation ist.
- Ich habe bis jetzt noch keinen Menschen erlebt, der diese Reise über die
Dualität hinaus und zurück in die "Selbst-Erfahrene" Person nicht
nachvollziehen konnte.
Wer die
Wirklichkeit dieses einzigartigen Selbst erfahren hat, kann sich zumindest ein
Bild von Selbst-Verwirklichung machen. Nämlich die in ihm angelegten
Potenziale, seine Gaben, in der Welt zu verwirklichen. Zuerst in seiner Haltung
zu den Phänomenen des Alltags, zu seinem unmittelbaren Umfeld und dann aus dem
Bewusstsein heraus, dass wir in unserer Zeit und Gesellschaft gar nicht
existieren können, ohne Vernetzung in die Globale Gesellschaft. Und wie wir
damit lokal umgehen hat globale Bedeutung, immer! Es ist wirklich keine
Hexerei.
In
einem Workshop mache ich das ganz klar mit Menschen, die wissen, worauf sie
sich einlassen. Sonst würden sie von der Einladung ja auch nicht betroffen
sein. Meist sind es Menschen, die einen spirituellen Weg gehen, damit nicht
klar kommen, sich verhaspelt oder verstiegen haben. Oder Menschen, die spüren,
dass sie mehr in sich tragen als sie in ihrem Leben verwirklichen.
Letztere
sind die, mit denen ich in Einzelarbeit spreche. Da kann ich auch mit
Verwundungen des Ich umgehen und mich von meiner inneren Weisheit darin führen
lassen. Hingabe an die grössere Weisheit und Liebe ist alles. - Aber auch da
gehe ich davon aus, dass die Heilung des konditionierten oder verletzten Ich
aus der Erfahrung der Aufgehobenheit im Selbst als Ausdruck des grossen Seins
kommt. Dass der Wunsch nach Kraft und Führung an das Selbst auf wunderbar erscheinende
Weise beantwortet wird. Dass wir eine Heimat haben, zu der uns Heimatlosigkeit
- als ent-täuschte Heimat - hinführt. Dass alle Sehnsucht nach Einheit letzlich
diese Eine meint ......
Dies
als spontaner Erguss vom Selbst in die Finger und den Computer ... Von Herzen,
mit lieben Grüssen, Hans
lieber Hans,
Vielen Dank für diesen schönen
Wochenend-Gruss. Du hast die Gabe - auf alle Fälle bei mir – die
Gedanken anzustossen, fliessen zu lassen und die würde ich in Kurzform
gerne „rückfliessen“ lassen.
Ich denke es gibt die verschiedensten Wege die
zu der Selbst-Verwirklichung führen und jeder – falls er/sie das wünscht, kann
seinen Weg dazu finden. Früher versuchte man dies mit der Stützung des
Selbstwertgefühl nur bleibt das stets intellektuell und äusserlich, nützt
entsprechend selten. Später folgte dem die psychoanalytische Therapie…….. Eine
Cousine von mir hat den Weg auf stundenlangem Ritt auf dem Pferd durch die
Natur erfahren und konnte davon weitergeben. Dein Weg spricht mich sehr an weil
er mich sehr an meine Auseinandersetzung mit der Mystik der verschiedenen
Kulturen erinnert.
Wie Du Dich - vermutlich stets von
Neuem – zu verwirklichen suchst und anderen Menschen dazu zu verhelfen kannst,
bewundere ich sehr. Das dazu nötige tiefe Vertrauen und die Offenheit
beiderseits ist etwas Einmaliges. Bei meiner Arbeit musste dies meist einseitig
bleiben und doch habe ich es stets als grosses Geschenk empfunden.
Was mich ebenso anspricht ist wie es Dir
gelingt von Deinem Weg des ewigen Urgrundes, diesem zeitfreien Raum ohne
Grenzen mit der grossen Zärtlichkeit und dem Aufgehoben-Sein, zurück zur
Identifikation mit seinem Selbst zu führen. Damit hat der Klient -
und eben nicht intellektuell- sein Selbstwertgefühl erfahren oder
auch relativierten können, je nachdem. In der Auflösung findet er seinen
eigenen, festen Boden, so stelle ich es mir vor.
Dass Du aber Deine Klienten zurück in den
Alltag und ihnen die Verantwortung für die Welt, die Globalität, vor Augen
führst, dass Du damit die echte Heimat
in sich selbst als Aufgabe und Verpflichtung im Hier und Jetzt aufdeckst macht
Deinen Weg wohl lebensnaher und menschengerechter als viele der
esoterischen oder ähnlichen Wege.
Liebe
E.M.
Deinen
Dank erwidere ich gerne: Deine Fragen lassen es in mir fliessen, und ich bin
froh, auf diese Weise Aspekte schriftlich zu formulieren. Beim gegenwärtigen
Lebensinhalt und -tempo fällt die Schriftlichkeit fast ganz unter den Tisch. So
benütze ich die Gelegenheit, meine Gedanken noch etwas weiter zu führen.
Wenn
ich frohgemut schreibe, das sei "keine Hexerei", so meine ich damit
die Erfahrung und die Einsicht. Die Umsetzung ist natürlich etwas anderes. Um
es klar zu sagen: ich bin noch keinem voll Selbst-verwirklichten Menschen
begegnet. Ich glaube auch nicht, dass dies möglich sei, solange wir in einem
Körper leben, der erst einmal die Evolutionsgeschichte von Äonen als
Bedingtheit in sich trägt: Feste Materie, Flüssigkeit, Gas, Elektrizität,
Vitalität, Überlebensfunktionen, Emotionalität, Rationalität, Reflexion,
zunehmende Freiheit. Und all dies geprägt von teils traumatischen
Konditionierungen durch die kulturell verschiedenartige Sozialisierung von
Herde, Horde, Stamm, Ethnie, Heimat, Sippe, Familie, Individualität.
Die je
eigene Arbeit geht in zwei Richtung: Kultivierung der Aufgehobenheit im Selbst
durch unendlich wiederholte Rückverbindung. Dabei fällt danke der
Selbst-Erfahrung der spirituelle Materialismus dahin; ich tue dies nicht mehr,
um eine Erleuchtung oder so etwas zu erreichen; Selbst-Erfahrung ist die
Streifung durch Erleuchtung, was folgt ist die Vertiefung. Die andere Richtung
der eigenen Arbeit geht in die Erlangung zunehmender Freiheit von den oben
beschriebenen Bedingtheiten. Volle Freiheit, ist - wie ich beschrieben habe -
eine Illusion, denn die Sammlung der Konditionierungen ist grenzenlos; da
vermischen sich bald einmal individuelle und kollektive Prägungen. Ich gehe
vielmehr davon aus, dass das Leben in uns jene Konditionierungen anstösst, die
erlöst sein wollen. Je eher wir diese "Störungen" als
Herausforderungen zur Bewusstwerdung anzunehmen bereit sind, desto
kontinuierlicher wird die Lebenslinie zu einem Weg der Entfaltung; statt uns
selbst zu blockieren, indem wir den Anlass oder den bösen Andern für unser Weh
verantwortlich machen. - Und spätestens hier muss der geneigte Schreiber
passen: schon wenn wir immer wieder neu realisieren, dass uns die Aussenwelt an
der eigenen Prägung aus der bewussten Verbindung herausgerissen hat - verbunden
sind wir ja immer - sind wir auf einem privilegierten Wegstück angelangt. Und
wer kann mit Sicherheit sagen, dass grosse Not ihn nicht gänzlich wieder zu
verschlingen vermöchte?
Wenn Du
diese Weiterführung meiner schriftlichen Erwägungen Dir zu Gemüte führen magst,
freut es mich. Auch Fragen, Widersprüche und Kommentare würde ich gerne
aufnehmen!
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