7. Februar 2013

Ich - Einzigartiges Selbst - Urgrund allen Seins


Bei einem Mittagessen habe ich unserer Freundin E.M. den Ausschreibungstext für meinen ersten Kurs nach der langen Pause übergeben.
Das Ich, als Ausdruck eines einzigartigen Selbst,
geboren aus dem ewigen Urgrund allen Seins.
Die Erfahrungsrunde dieser zwei Tage gilt der Erkundung der eigenen Person als Ausdruck ihres Wesenskerns: des unverwechselbaren Selbst mit seinen einzigartigen Gaben und Potenzialen. So verstanden, erhält der Ruf nach Selbst-Verwirklichung eine tiefere Bedeutung: als Aufforderung, die je eigene Rolle zu erkennen und auszufüllen. Dies nicht allein im unmittelbaren Lebenskreis, sondern als Weltbürger im umfassenderen Kontext der globalen Bewusstseinsentfaltung. Denn im Urgrund, dem alle Manifestation entspringt, sind wir verbunden, in einer wunderbaren Vielfalt einzigartiger Aspekte des sich ständig neu entfaltenden Universums.
Stets erneuerte Hingabe der Person – samt ihrer mitschöpferischen Wirkkraft – an die in uns angelegte Vollkommenheit ist der Schlüssel zur zunehmenden Verwirklichung in diesem Leben.
Aus diesem Wissen heraus wollen wir in der Seminarrunde erkunden, wie wir die eigenen Bedingtheiten und die täglichen Herausforderungen des Alltags als Teil unseres Werdens annehmen, um unsere Grenzen zu wandeln und zu übersteigen. Dabei werden wir erfahren, was es bedeutet, unsere wesentliche Fragen und Anliegen der Weisheit und Wirkkraft des einzigartigen Selbst anzuvertrauen. Um dabei tiefer zu verstehen, wie wir mit jedem unserer inneren Schritte gleichzeitig auch Mitschöpfer des sich selbst informierenden universellen Bewusstseins sind - ein mögliches Gottesbild für unsere Zeit?
Wir finden uns in diesem umfassenden Geist und unseren individuellen Anliegen in der Runde. Den Ablauf und detaillierten Inhalt des Seminars überlasse ich in diesem Sinne der Weisheit des Augenblicks.
Daraufhin schreibt mir E.M.:
Ich habe Deinen Flyer, lieber Hans, gelesen und da sind mir noch Fragen aufgetaucht. Aber das zeigt ja auch dass schon der geschriebene Text zum Weiterdenken anregt..
·       „der ewige Urgrund allen Seins“ entspricht das in Etwa dem archetypischen Urgrund im Sinne dass auch unser Selbst aus diesen Quellen stammt?
·       um dem Ruf nach Selbst-Verwirklichung sowohl des unmittelbaren wie auch als Weltbürger braucht es doch eine rechte Portion Selbstsicherheit. Und wer diese nicht hat und er auch nicht den Intellekt oder Willen einsetzen darf , kann er sie aus dem inneren Energiestrom finden? Braucht es nicht schon Einiges an Wissen über seine innere Befindlichkeit um ohne Angst sich auf diese Reise nach Innen einlassen zu können.
·       das sind vielleicht schon wieder zu intellektuelle Überlegungen oder durch meine Arbeit mit seelisch kranken Menschen gefärbte Gedanken, doch sie stiegen in mir auf als ich mir vorstellte, dass ich mich so loslassen sollte
Liebe E.M........
Der ewige Urgrund allen Seins ist für mich der Raum jenseits von Dualität, ein zeitfreier Raum ohne Grenzen, in den hinein sich der Beobachter auflösen kann. Ein Zustand, in dem ich nichts nicht bin. Aus diesem Zustand können wir nichts tun, nichts bewirken, nichts denken, nur sein. Gleichzeitig ist da eine unverlierbare Aufgehobenheit, eine grosse Zärtlichkeit für die Manifestation, die ich auch bin. - Die Führung in diesen Raum kann ich vermitteln - ebenso wie den Weg zurück, vorerst in die Identifikation mit meinem Selbst - meinen einzigartigen Gaben und Potenziale, die meine Rolle in dieser Welt beinhaltet - und von da zurück in die Person, die sich neu erfährt: Als Ausdruck ihres einzigartigen Selbst, das wiederum ein Aspekt der dem Sein entspringenden Manifestation ist. - Ich habe bis jetzt noch keinen Menschen erlebt, der diese Reise über die Dualität hinaus und zurück in die "Selbst-Erfahrene" Person nicht nachvollziehen konnte.
Wer die Wirklichkeit dieses einzigartigen Selbst erfahren hat, kann sich zumindest ein Bild von Selbst-Verwirklichung machen. Nämlich die in ihm angelegten Potenziale, seine Gaben, in der Welt zu verwirklichen. Zuerst in seiner Haltung zu den Phänomenen des Alltags, zu seinem unmittelbaren Umfeld und dann aus dem Bewusstsein heraus, dass wir in unserer Zeit und Gesellschaft gar nicht existieren können, ohne Vernetzung in die Globale Gesellschaft. Und wie wir damit lokal umgehen hat globale Bedeutung, immer! Es ist wirklich keine Hexerei.
In einem Workshop mache ich das ganz klar mit Menschen, die wissen, worauf sie sich einlassen. Sonst würden sie von der Einladung ja auch nicht betroffen sein. Meist sind es Menschen, die einen spirituellen Weg gehen, damit nicht klar kommen, sich verhaspelt oder verstiegen haben. Oder Menschen, die spüren, dass sie mehr in sich tragen als sie in ihrem Leben verwirklichen.
Letztere sind die, mit denen ich in Einzelarbeit spreche. Da kann ich auch mit Verwundungen des Ich umgehen und mich von meiner inneren Weisheit darin führen lassen. Hingabe an die grössere Weisheit und Liebe ist alles. - Aber auch da gehe ich davon aus, dass die Heilung des konditionierten oder verletzten Ich aus der Erfahrung der Aufgehobenheit im Selbst als Ausdruck des grossen Seins kommt. Dass der Wunsch nach Kraft und Führung an das Selbst auf wunderbar erscheinende Weise beantwortet wird. Dass wir eine Heimat haben, zu der uns Heimatlosigkeit - als ent-täuschte Heimat - hinführt. Dass alle Sehnsucht nach Einheit letzlich diese Eine meint ......
Dies als spontaner Erguss vom Selbst in die Finger und den Computer ... Von Herzen, mit lieben Grüssen, Hans
lieber Hans,
Vielen Dank für diesen schönen Wochenend-Gruss. Du hast die Gabe  - auf alle Fälle bei mir –  die Gedanken anzustossen, fliessen zu lassen und die würde ich  in Kurzform gerne „rückfliessen“ lassen.
Ich denke es gibt die verschiedensten Wege die zu der Selbst-Verwirklichung führen und jeder – falls er/sie das wünscht, kann seinen Weg dazu finden. Früher versuchte man dies mit der Stützung des Selbstwertgefühl nur bleibt das stets intellektuell und äusserlich, nützt entsprechend selten. Später folgte dem die psychoanalytische Therapie…….. Eine Cousine von mir hat den Weg auf stundenlangem Ritt auf dem Pferd durch die Natur erfahren und konnte davon weitergeben. Dein Weg spricht mich sehr an weil er mich sehr an meine Auseinandersetzung mit der Mystik der verschiedenen Kulturen erinnert.
Wie Du  Dich  - vermutlich stets von Neuem – zu verwirklichen suchst und anderen Menschen dazu zu verhelfen kannst, bewundere ich sehr. Das dazu nötige tiefe Vertrauen und die Offenheit beiderseits ist etwas Einmaliges. Bei meiner Arbeit musste dies meist einseitig bleiben und doch habe ich es stets als grosses Geschenk empfunden.
Was mich ebenso anspricht ist wie es Dir gelingt von Deinem Weg des  ewigen Urgrundes, diesem zeitfreien Raum ohne Grenzen mit der grossen Zärtlichkeit und dem Aufgehoben-Sein, zurück zur Identifikation mit seinem Selbst  zu führen. Damit hat der Klient  - und eben nicht intellektuell-   sein Selbstwertgefühl erfahren oder auch relativierten können, je nachdem. In der Auflösung findet er seinen eigenen, festen Boden, so stelle ich es mir vor.
Dass Du aber Deine Klienten zurück in den Alltag und  ihnen die Verantwortung für die Welt, die Globalität, vor Augen führst, dass Du damit die echte Heimat in sich selbst als Aufgabe und Verpflichtung im Hier und Jetzt aufdeckst macht Deinen Weg wohl lebensnaher und menschengerechter  als viele der esoterischen oder ähnlichen Wege.
Liebe E.M.
Deinen Dank erwidere ich gerne: Deine Fragen lassen es in mir fliessen, und ich bin froh, auf diese Weise Aspekte schriftlich zu formulieren. Beim gegenwärtigen Lebensinhalt und -tempo fällt die Schriftlichkeit fast ganz unter den Tisch. So benütze ich die Gelegenheit, meine Gedanken noch etwas weiter zu führen.
Wenn ich frohgemut schreibe, das sei "keine Hexerei", so meine ich damit die Erfahrung und die Einsicht. Die Umsetzung ist natürlich etwas anderes. Um es klar zu sagen: ich bin noch keinem voll Selbst-verwirklichten Menschen begegnet. Ich glaube auch nicht, dass dies möglich sei, solange wir in einem Körper leben, der erst einmal die Evolutionsgeschichte von Äonen als Bedingtheit in sich trägt: Feste Materie, Flüssigkeit, Gas, Elektrizität, Vitalität, Überlebensfunktionen, Emotionalität, Rationalität, Reflexion, zunehmende Freiheit. Und all dies geprägt von teils traumatischen Konditionierungen durch die kulturell verschiedenartige Sozialisierung von Herde, Horde, Stamm, Ethnie, Heimat, Sippe, Familie, Individualität.
Die je eigene Arbeit geht in zwei Richtung: Kultivierung der Aufgehobenheit im Selbst durch unendlich wiederholte Rückverbindung. Dabei fällt danke der Selbst-Erfahrung der spirituelle Materialismus dahin; ich tue dies nicht mehr, um eine Erleuchtung oder so etwas zu erreichen; Selbst-Erfahrung ist die Streifung durch Erleuchtung, was folgt ist die Vertiefung. Die andere Richtung der eigenen Arbeit geht in die Erlangung zunehmender Freiheit von den oben beschriebenen Bedingtheiten. Volle Freiheit, ist - wie ich beschrieben habe - eine Illusion, denn die Sammlung der Konditionierungen ist grenzenlos; da vermischen sich bald einmal individuelle und kollektive Prägungen. Ich gehe vielmehr davon aus, dass das Leben in uns jene Konditionierungen anstösst, die erlöst sein wollen. Je eher wir diese "Störungen" als Herausforderungen zur Bewusstwerdung anzunehmen bereit sind, desto kontinuierlicher wird die Lebenslinie zu einem Weg der Entfaltung; statt uns selbst zu blockieren, indem wir den Anlass oder den bösen Andern für unser Weh verantwortlich machen. - Und spätestens hier muss der geneigte Schreiber passen: schon wenn wir immer wieder neu realisieren, dass uns die Aussenwelt an der eigenen Prägung aus der bewussten Verbindung herausgerissen hat - verbunden sind wir ja immer - sind wir auf einem privilegierten Wegstück angelangt. Und wer kann mit Sicherheit sagen, dass grosse Not ihn nicht gänzlich wieder zu verschlingen vermöchte?
Wenn Du diese Weiterführung meiner schriftlichen Erwägungen Dir zu Gemüte führen magst, freut es mich. Auch Fragen, Widersprüche und Kommentare würde ich gerne aufnehmen!

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