In der NZZ vom Wochenende ist ein interessanter Artikel des Philosophen Otfried Höffe erschienen. Der Titel - möglicherweise von der Redaktion gesetzt - "Soziale Verantwortung zahlt sich für Unternehmen aus" und, vor allem, das Bild der beiden Clintons bei der Arbeit in einer Gassenküche wecken in mir allerdings zwiespältige Assoziationen; es kann nicht darum gehen, den äusseren Schein sozialer Verantwortung zur Gewinnsteigerung einzusetzen. Womit nicht gesagt sein soll, dass eine dem Respekt für die Schöpfung entspringende und als eigener Beitrag zum Wohl der Gesellschaft gelebte unternehmerische Verantwortung dem geschäftlichen Erfolg entgegenstehe. Im Gegenteil, wie ich aus eigener Erfahrung weiss; jedoch viel mehr als Resultat auf das Gemeinwohl ausgerichteten wirtschaftlichen Handelns, denn als prioritärer Unternehmenszweck.
Was mir am Artikel gefällt, ist der Versuch einer Übertragung der Selbstverpflichtung in Form des hippokratischen Eids, wie ihn die Ärzteschaft seit jeher kennt, auf die Verantwortung der unternehmerischen Entscheidungsträger. Das erste Gebot hiesse dementsprechend:
"Das Wohlergehen deines Unternehmens sei dein höchstes Gesetz". Dem würde sich das zweite Gebot anschliessen: "Du sollst auf keinen Fall dem Unternehmen schaden." Und weiter das dritte "Du sollst die Hoheit der Eigentümer wahren, den Bestand und die dauerhafte Rentabilität deines Unternehmens sichern, die Rechte und Würde der Mitarbeitenden achten, Verantwortung für die gesellschaftlichen und ökologischen Konsequenzen des unternehmerischen Handelns übernehmen und das Unternehmen nur in ehrlichen und transparenten Transaktionen engagieren."
Das dritte Gebot, das ich bereits in freier Formulierung angepasst habe, wäre - speziell im Hinblick auf die Verantwortung für die gesellschaftlichen und ökologischen Konsequenzen unternehmerischen Handelns - sehr genau anzusehen. Aus einer von den eigenen Interessen und Ängsten ungetrübten Sicht auf die globalen Zusammenhänge, womit wir einmal mehr wieder bei der Verankerung des verantwortlichen Weltbürgers in einer spirituellen Aufgehobenheit wären. Ich sehe sie als Vorbedingung für weltbezogenes, von den vitalen Impulsen und den durch sie ausgelösten Emotionen freies Fühlen, Denken und Handeln.
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