21. April 2008

Universelle Spiritualität - Gedankensplitter (2)

Während eines Vortrags für eine Gruppe von deutschen Buchhändlern, am vergangenen Samstag, entwickelte sich in mir spontan eine Abfolge von "Transformations-Scharnieren" auf dem Weg zu einer freien und alltagsbezogenen Spiritualität.
  • In Augenblicken totaler Gegenwärtigkeit kann sich die Tür zu einer zweifellosen Aufgehobenheit im Sein öffnen. Oft schreiben wir diese Erfahrung ungetrübten Glücks den äusseren Umständen zu, die uns für einen Augenblick in ein vollständiges Einvernehmen mit dem Jetzt, in ene absolute Wunschlosigkeit geführt haben. Wenn wir lernen, diese Augenblicke als Seinsfühlungen zu verstehen, können wir ihre Wiederholung jeweils bewusst zulassen und uns darauf einlassen. Durch diese Übung - auch eine Form von Meditation - lernen wir einen Raum der Aufgehobenheit in unbedingter Liebe und Weisheit kennen; die unendliche Liebe, die uns mit einer ewigen Sehnsucht angezogen hat, durch unendlich viele Zwischenhalte und Enttäuschungen in ihrer Natur nach vergänglichen Situationen.
  • Aus dieser Sicht wird ein tiefes Mitgefühl für die Suche aller Menschen - wo immer sie im Augenblick darin stehen - erfahrbar. Ein Mitgefühl für die eigene Begrenztheit und die aller Andern. Mitgefühl auch für die evolutive Entfaltung der Schöpfung und des menschlichen Bewusstseins mit allen Widerständen, Irrungen und Transformationen auf dem Weg: die Entfaltung des Einen durch diese Schöpfung - ein Bild, das mich mit tiefer Liebe für diese Welt in ihrer Schönheit wie in ihrer Zerrissenheit zu erfüllen vermag.
  • Diese Sicht kann uns in ein Verständnis führen für die Aufwallungen unserer unbewussten vitalen und emotionalen Impulse, samt ihren Konditionierungen und Verletzungen, wenn sie von äusseren Ereignissen angeregt werden. Und das Wissen, dass - wenn wir diese Emanationen des Unbewussten ans offene Herz nehmen und sie mit der unbedingten Liebe verbinden - ein Raum der Wandlung entsteht. Ein Raum, der uns eine immer wachsende Freiheit von der menschlichen Bedingtheit durch die vergangenen Epochen der Evolution schenkt. Die Freiheit zu einem vom ungetrübten Herzen geleiteten Denken und Handeln.
Die Verbindung dieser drei Erkenntnisse gibt uns das Potenzial, Herausforderungen, wie sie uns das Alltagsleben laufend präsentiert, aus dem offenen Herzen zu begegnen. Wir verstehen sie als Wachstumschancen, die unser Leben zunehmend reicher machen: jeder Aspekt des Unbewussten, den wir auf diese Weise integrieren können, wird zu unserem Helfer.

Damit die Früchte der drei genannten Erkenntnisse lebendig bleiben, braucht es eine vierte:
  • Die Hingabe an die Eine Quelle, als ein uns umfassendes Du: Die transformative Kraft der unbedingten Liebe, die uns aus der Macht des Unbewussten befreit, sowie die innere, auf die Anforderung des Augenblicks bezogene Führung bedürfen immer wieder der Hingabe an ihre Quelle im Einen Sein, dem Ort unserer tiefsten Aufgehobenheit. Es bedarf grosser Achtsamkeit und unbeirrter Übung, diese Stimme der Einen Liebe und Weisheit von jenen der Wünsche, Ängste und Bedürftigkeiten zu unterscheiden, die mit zur menschlichen Bedingtheit - und damit der Schönheit des Lebens in dieser wunderbaren Welt - gehören.
Die Suche nach den stimmigen Worten geht weiter!