Dieser Text von Sabine Lichtenfels, Mitgründerin der
Gemeinschaft Tamera in Portugal, hat mich sehr berührt:
GRACE und freie Liebe
(Auszug aus einer frei gesprochenen Rede von
Sabine Lichtenfels auf der Tamera-Sommeruniversität 2007)Es kann keine freie Liebe geben ohne eine tiefe Anbindung an die Spiritualität.
Wenn mein ganzes Denken geprägt ist von Verlustangst, werde ich immer im Vergleich leben.
Ich werde immer verteidigen und in dem Moment, wo die Angst einsetzt, geht man über in eine Kampfeshaltung. Ich kann aber auch in den tiefen Zustand des Vertrauens eintreten, zurückkehren zu mir selbst, zu der Frage: "Wer bin denn ich?"
Ich kann nur lieben, wenn ich wieder eintrete in diesen Zusammenhang mit der Welt und meine Aufgabe erkenne. Ich muss daran glauben, dass es auch für mich eine Aufgabe gibt.
"Ich bin geliebt."
Hier spürt man, wie viele Jahrtausende von Geschichte wir - wir Frauen und wir Männer - abwerfen müssen, bis wir zu diesem Grundgefühl zurückkehren können: "Ich bin geliebt als sexuelles und sinnliches Wesen von der heiligen Quelle des Lebens."
Ich werde dann auf einmal bemerken, dass meine Freiheit nicht darin besteht, beliebig zu sein, sondern darin, meine Aufgabe zu erkennen und anzunehmen. Ich werde dann auf einmal merken, dass es gar keine privaten Liebesbeziehungen gibt, sondern dass sich alles vor dem Hintergrund eines universellen Geschehens ereignet.
Die Sonne hat ihre Freiheit darin, dass sie scheint. Sie wird nicht morgens erwachen und sagen: "Oh, ich habe keine Lust zu scheinen." Und sie wird sich auch nicht vom Mond erpressen lassen, indem der Mond sagt: "Du darfst nur für mich scheinen." Die Sonne wird ihre göttliche Quelle dadurch erfüllen, dass sie sich verschenkt.
Und das übertragen: Eine Frau, die ihre Verbindung wieder gefunden hat zur göttlichen Quelle und zur Führung wird ihre Liebe dadurch verwirklichen, dass sie lernt zu dienen, achtsam zu sein, wahrhaftig und verschenkend. Auf einmal ist es von großer Bedeutung, wohin mich die Göttin heute führt. Ich werde in das Vertrauen eintreten, das mir sagt, wenn die Göttin eine tiefe Partnerschaft für mich vorgesehen hat, wird sie mich von selbst dahin führen, ich muss keine Erpressungsmanöver unternehmen, um eine Partnerschaft zu erhalten.
In diesem Zustand des Vertrauens frage ich nicht: "Was kriege ich?" Ich trete auch nicht in dieses unersättliche Begehren ein gegenüber dem Mann oder gegenüber der Frau, aus dem Glauben, nie satt zu werden.
Freie Liebe hat nichts mit Konsumverhalten zu tun, sondern dass man weiß: Alles, was mir begegnet, ist göttlich.