21. Juni 2008

Erfahrungen und Bewusstseinsebenen

Ein Schweizer Urinstinkt hat mich heute, nach einem intensiven Schreibtag, auf die Höhen hinter Cortona gezogen. Weit sieht man hier über's Land: Nach Westen in die Toscana bis zur Hügelkette des Monte Amiata, nach Süden über den Trasimenischen See und schliesslich nach Osten weit nach Umbrien hinein, bis in die Berge der Marken. Eine wunderbare Aussicht an einem klaren, heissen Sommerabend.

Zum zweiten Mal erwischen mich die Pollen der hier oben - auf 900m - noch und nach dem vielen Regen erst recht blühenden Gräser, denen ich in den Süden entfliehen wollte. Mein Immunsystem will mir (noch) nicht glauben, dass die Pollen keine Bedrohung sind und es sich durchaus beruhigen könnte. So kehre ich schon nach einer halben Stunde wieder um. Schade.

Während des Zurückgehens sinniert es in mir - ich weiss nicht warum - darüber, dass viele Menschen, die von Einheitszuständen wissen oder sie erfahren haben, bei meiner Beschreibung von emotionalen Wellen, die mich halt noch immer gelegentlich auf dem linken Fuss erwischen, wohlmeinend bemerken, dass doch alles das Eine sei. Natürlich! Das weiss ich auch, und trotzdem ......

Man kann sehr wohl um die Einheit alles Seins wissen, und auch den Weg dorthin meist schnell wieder finden. Und trotzdem ..... Solange wir im spirituellen Bewusstsein noch nicht so integriert sind, dass wir diese Ebene ganz bewohnen und uns darin eingerichtet haben, werden uns die ungeliebten Aspekte, mit denen wir nicht so gerne konfrontiert sind, immer wieder zurückholen, bis wir sie angenommen, das heisst auf sie so eingegangen sind, dass sie zu unseren Vertrauten geworden sind. Sie werden sich auch dann vielleicht noch regen, aber eben: Sie sind vertraut und vermögen uns deshalb nicht mehr zu überrumpeln. Oder doch?

Das ist ein langer Weg (hier spreche ich im Gegensatz zu den Praktiken zur ((vorübergehenden)) Seinserfahrung noch immer von einem Weg). Bis, wie Sri Aurobindo sagt, alle inneren Ebenen so mit uns verbunden sind, dass wir immer klarer Ausdruck des Seins sind und die Welt absolut offen wahrnehmen: von Zelle zu Zelle, von Empfindung zu Empfindung, von Emotion zu Emotion, Herz zu Herz, Geist zu Geist und GEIST zu GEIST. Es ist ein Lebensweg der Achtsamkeit im Umgang mit den Herausforderungen, wie sie uns der Alltag laufend präsentiert. Eine liebevolle Achtsamkeit, welche sich den eigenen Begrenztheiten in unbedingter Liebe zuwendet; fördernd, denn alles andere, würde die Aspekte, auf die wir weniger Stolz sind, wieder in ihr Versteck verbannen.

Ja, ja, ja: Alles ist Manifestation des Einen. Und es ist alles gut, wie es ist. Und es zieht mich - und wohl viele andere - weiter hinein in dieses beherzte Menschsein. Immer tiefer! Ins Lebensglück!

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